Zitat zum Jahreswechsel (III)

Diese Geschichte spielt im alten Persien. Es war an der Zeit, das Neujahrsfest vorzubereiten. Der König wies seine Leute an:
“Ich möchte, daß es ein wirklich königliches Fest wird. Die Gästeliste soll überquellen von illustren Persönlichkeiten. Die Tische sollen sich biegen unter Delikatessen, und der Wein soll nur aus erlesenen Trauben und besten Jahrgängen bestehen.”

Die Mitarbeiter schwärmten aus und brachten aus allen Landesteilen nur das Köstlichste. Aber der König war nicht zufriedenzustellen.
“Im letzten Jahr habe ich ein durch nichts zu überbietendes Fest gegeben. Aber die ganze Stadt sprach nur von dem Fest bei Ramun, dem Maler. Da wurde getrunken und gelacht die ganze Nacht bis zum Nachmittag des nächsten Tages. Im Jahr davor war es dasselbe. Ebenso im Jahr davor und davor. Einmal muß es mir doch gelingen, diesen Wurm zu übertrumpfen, denn ich, ich bin der König.”

Einer der Mitarbeiter, ein kluger Mann, verneigte sich tief und fragte:
“Mein König, habt Ihr je mit dem Maler gesprochen? Es muß doch einen Grund geben, warum die Leute sein Fest so lieben, obwohl sie in schäbiger Hütte ihre mitgebrachten Happen essen und den billigsten Wein trinken müssen.”
Der König nickte stumm und sagte:
“Gut, schafft mir diesen Ramun heran.”

Und so geschah es.
“Warum lieben die Menschen so dein Neujahrsfest?” fragte der König.
Worauf der Maler:
“Wir sind Freunde und brauchen einander – aber mehr brauchen wir nicht. Deshalb sind wir reich.”

Zitat zum Jahreswechsel (II)

“Ihre Majestät lassen allen guten Offizieren vielmals zum Neuen Jahr gratulieren und wünschen, daß sich die übrigen so betragen, daß Sie ihnen künftig auch gratulieren können.”

Neujahrswunsch des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm II. kurz nach seinem Amtsantritt an die Offiziere, 1787

Zitat zum Jahreswechsel (I)

Man nehme 12 Monate, putze sie sauber von Neid, Bitterkeit, Geiz, Pedanterie und zerlege sie in 30 oder 31 Teile, so daß der Vorrat für ein Jahr reicht. Jeder Tag wird einzeln angerichtet aus 1 Teil Arbeit und 2 Teilen Frohsinn und Humor. Man füge 3 gehäufte Eßlöffel Optimismus hinzu, 1 Teelöffel Toleranz, 1 Körnchen Ironie und 1 Prise Takt. Dann wird die Masse mit sehr viel Liebe übergossen. Das fertige Gericht schmücke man mit Sträußchen kleiner Aufmerksamkeiten und serviere es täglich mit Heiterkeit.

Katharina Elisabeth Goethe (1731-1808), Mutter v. Johann Wolfgang von Goethe

Happy Birthday: Willem Dafoe

Anlässlich Willem Dafoes Geburtstag ein paar Filmtipps.

Platoon

1986 verfilmte Regisseur Oliver Stone ein selbstverfasstes Drehbuch. Wie noch einige Male später sollte sich der Film als Geburtshelfer für die Karrieren einiger späterer Hollywood-Größen erweisen, darunter natürlich Charlie Sheen, Johnny Depp, Kevin Dillon, John C. McGinley oder Forest Whitaker. Im direkten Vergleich mit den vorgenannten Darstellern hatte Willem Dafoe zwar schon ein paar Filme in seinem Portfolio, aber auch seine Karriere erhielt erst mit “Platoon” den vollen Aufwärtstrend.

“Platoon” gewann 1987 4 Oscars – unter anderem Oliver Stone als bester Regisseur und war für weitere 4 nominiert, darunter sowohl Tom Berenger als auch Willem Dafoe als beste Nebendarsteller. Insgesamt gewann der Film 18 weitere Filmpreise, den Großteil davon heimste Stone als bester Regisseur ein, und war für weitere 9 nominiert.

“Platoon” gilt, völlig zu Recht, als eines der bedeutendsten filmisch inszenierten Anti-Kriegs-Statements, zusammen mit deutschen Klassikern wie “Die Brücke” oder “Im Westen nichts Neues”. Stone untermauerte eindrucksvoll seinen Ruf, nicht des Aufschreis sondern der Nachdrücklichkeit wegen gern kompromisslos und schockierend zu inszenieren.

Mississippi Burning

Basierend auf einer wahren Geschichte erzählt dieser Film von zwei FBI-Agenten, die 1964 in einem verschlafenen Südstaaten-Nest das Verschwinden dreier junger Bürgerrechtler aufklären sollen. Dafoe spielt Special Agent Alan Ward, einen Nordstaatler, gebildet, kultiviert, zurückhaltend und um Unbefangenheit bemüht. Sein Partner und Gegenpol ist Gene Hackman als Agent Rupert Anderson, der lange Jahre Sheriff in einem vergleichbaren Südstaaten-Kaff war und dementsprechend mit den Sitten und Gebräuchen aufgewachsen ist – leider aber auch zu einem nicht unerheblichen Teil noch die Mentalität der Bevölkerung in sich trägt, was wiederholt zu Reibereien mit seinem Partner führt.

Der Film schildert nachdrücklich und sehr einprägsam die Problematik, der sich die USA in den 1960ern ausgesetzt sahen: jahrelang gewachsener und staatlich propagierter Rassenhass und Diskriminierung wurden plötzlich per Gesetz abgeschafft.
Bewegend, beeindruckend, gewaltig, nicht zuletzt dank Dafoes Leistung.

eXistenZ

Drehbuch & Regie: David Cronenberg. Für Film-Enthusiasten eigentlich schon Grund genug, das Telefon auszuhängen, die Tür zu verschliessen und sich aufs Sofa zu fläzen. Der kanadische Regisseur gilt als Meister der Inszenierung surrealen Horrors, finden sich in seiner Filmografie doch Klassiker wie “Scanners” (1981), “The Dead Zone” (1983) oder “A History Of Violence” (2005).

“eXistenz” dürfte nicht zuletzt für Spielefans interessant sein, denn Videospiele und virtuelle Realität sind das große Thema des Films.
Jennifer Jason Leigh is Allegra Geller, die absolut angesagteste Spieldesignerin einer nicht allzufernen Zukunft. Jude Law spielt Ted Pikul, ihren Bodyguard. Allegra hat “eXistenZ” entworfen, ein Spiel das eine täuschend echte Welt simuliert und durch Gedanken und Gefühle des Spielers gesteuert und verändert wird. Bei einer Produktpräsentation versuchen Fanatisten, Allegra zu töten – die daraufhin mit ihrem Bodyguard ins Ungewisse flieht, denn angeblich hat ihr Arbeitgeber die Finger bei dem Attentat im Spiel.

Dafoes Rolle in diesem Film ist klein, aber fein. Einmal mehr erweist er sich als markanter Charakterdarsteller.

Willem Dafoe wird heute 53 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch!